Das Besuchsprojekt der Heinrich-Böll-Stiftung
vom November 2006 in Dithmarschen

Fünf ehemalige polnische ZwangsarbeiterInnen besuchten vom 3.–9.11.2006 auf Einladung der Heinrich-Böll-Stiftung in Kiel zum ersten Mal nach über 60 Jahren Dithmarschen. Ziel solcher Besuche ist es, den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen zu ermöglichen, ihre ehemaligen „Arbeitsstellen“ noch einmal aufzusuchen, mit deutschen ZeitzeugInnen zusammenzutreffen und insbesondere jungen Menschen über ihr Leben zu berichten. Außer Katarzyna Frankowska gehörten zu dieser Besuchsgruppe:

  • Leon J a w o r s k i war 12 Jahre als er 1943 zur Zwangsarbeit in die Schmiede Wendt nach Windbergen, Kreis Dithmarschen, verschleppt wurde.
  • Ein Jahr älter war Jan O l e w c z y n s k i, der bei einer Baufirma in Heide/Holstein als Tischler eingesetzt und kurz vor der Befreiung noch für einige Wochen zur Heider Bahnmeisterei/Deutsche Reichsbahn befohlen wurde.
  • Antoni K o r y b s k i war „bereits“ 14 Jahre und bis zu seinem 18. Lebensjahr auf dem Bauernhof von Wilhelm Vollstedt in Gudendorf.
  • Irena F r o l o w i c z war auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Dithmarschen.

Das Besuchsprogramm, mit den ehemaligen ZwangsarbeiterInnen rechtzeitig vorher abgesprochen, beinhaltete u.a. folgende Programmpunkte:

  • Aufsuchen der ehemaligen Einsatzstellen in Heide, Garding, Tönning, Gudendorf, Windbergen.
  • Offizielle Empfänge durch den Dithmarscher Landrat, Dr. Jörn Klimant, den Bürgermeister in Heide, Olaf Stecher und den Bürgermeister in Gudendorf, Jens Thomsen.
  • Begegnungen mit deutschen ZeitzeugInnen in den Orten Heide, Gudendorf und Garding.
  • Öffentliche Veranstaltungen, auf denen die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen berichteten, in Heide und Windbergen.
  • Veranstaltungen mit jungen Menschen in der Meldorfer Gelehrtenschule und dem Schulzentrum Heide-Ost (mit anschließender, 90minütiger Ausstrahlung durch den OK Westküste in Heide)
  • Berichte vor den HauptkonfirmandInnen der Kirchengemeinden Windbergen/Gudendorf und Barlt.
  • Aktive Teilnahme an einem Gottesdienst in der Kirche zum Heiligen Kreuz, Gudendorf.
  • Frühstücksgespräch mit dem Dithmarscher Propst, Jörn Engler.
  • Besuch der Gedenkstätte in Gudendorf.
  • Gedenken an den Gräbern von ZwangsarbeiterInnen in Barlt und auf dem Südfriedhof in Heide.
  • Gespräche mit dem Vorstand des Vereins für Dithmarscher Landeskunde in Meldorf.
  • Außerdem gab es touristische Programmpunkte (Seehundaufzuchtstation in Friedrichskoog, Spaziergänge an der Nordsee, Eidersperrwerk u.v.a.m.)

Durchgeführt wurde der Besuch der ehemaligen ZwangsarbeiterInnen von der Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein in Kiel, dem Verein für Dithmarscher Landeskunde e.V., dem AK Widerstand und Verfolgung im nationalsozialistischen Dithmarschen in Kooperation mit der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ in Warschau und mit Unterstützung durch den Fonds „Erinnerung und Zukunft“ der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ in Berlin.

Unterstützung gab es durch den Kreisverband Dithmarschen von Bündnis 90/Die Grünen, der GEW in Heide, dem DGB in Heide, der Gemeinde Gudendorf, der Kirchengemeinde Gudendorf-Windbergen sowie der Spedition Thomsen in Gudendorf.

Bei der Projektdurchführung halfen u.a. Superintendent a. D. Klaus Looft, Frau Looft, Sönke Sönksen aus Barlt, Silke Schmidt aus Schalkholz, Martina Stein aus Gudendorf, Brigitte und Günter Kleemann aus Marne und viele andere mehr. Magdalena Wida, Pressesprecherin der Stiftung Polnisch-Deutsche Aussöhnung in Warschau, übernahm zusätzlich zur Betreuung der polnischen Gäste fast die gesamte Übersetzungs-/Dolmetscherarbeit.