Das Schicksal von Janusz Smoczynski (20 Jahre) aus Poznan

[Auf der Rückseite ist vermerkt: "Den Mitgefangenen und Vorsitzenden der "fröhlichen Sechs" vorsichtig gegrüßt von Janusz S. Poznan-Bordesholm 27.III.1941"]

Janusz Smoczynski gehörte mit fünf anderen jungen Männern zu einer Gruppe aus Poznan, die mit 18,2 Jahren ein sehr geringes Durchschnittsalter aufwies. Es handelte sich um Jugendliche, die bei Kontrollen ebenfalls dadurch aufgefallen waren, dass sie keinen festen Arbeitsplatz nachweisen konnten. Diesen bekamen sie jetzt vom Arbeitsamt - zwangsweise und fern der Heimat. Smoczynski schrieb im Juli 1994 an den Verfasser: „Ich bin [im Mai 1940] in Posen auf offener Straße verhaftet worden und man hat mich zum Kommissariat der Schutzpolizei (Schupo) gebracht, weil ich keine Arbeitsbescheinigung hatte. Ich hatte mich [bis dahin vergeblich] um eine Stelle bei DWM bemüht, wo mein Vater arbeitete.”[1] Die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM) hatten bereits 1939 die Lokomotiv- und Waggonfabrik H. Cegielski in Poznan in Besitz genommen. Es handelte sich um den größten der im annektierten Polen beschlagnahmten Betriebe.[2]

Das Verhör auf dem Polizeirevier dauerte zwei Stunden. Außer Smoczynski waren mehr als zehn weitere junge Männer von der Prozedur betroffen. Sie wurden schließlich alle auf einen Wagen geladen und zum Übernachten in eine Kaserne gefahren. Am nächsten Morgen erfolgte eine gründliche Durchsuchung nach Kopfläusen. Das war offensichtlich die für Zwangsarbeiter vorgesehene intensive ärztliche Untersuchung. Die Inhaftierten wurden anschließend unter strenger Bewachung von Schutzpolizisten zum Bahnhof eskortiert und dort in Bahnwaggons eingeschlossen. Smoczynski hatte es durch fremde Hilfe erreicht, dass seine Eltern ihm noch einen Koffer mit Kleidung an den Zug bringen konnten.

Der Transport von Poznan erfolgte über Berlin und Hamburg nach Neumünster. Unterwegs wurden immer mal wieder Waggons mit Zwangsarbeitern abgehängt, die ihren Zielort im „Altreich” bereits erreicht hatten.


[1] Brief an den Verfasser vom 30.07.1994.

[2] Documenta Occupationis XIII, hrsg. von Czeslaw Luczak und Wybor Zrodel, Poznan 1990, S.219.

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