Das Lager der Wakendorfer Straße 61

(von Ann Christin Gruschwitz)

Während des 2.Weltkrieges im März 1943 wurde in der Wakendorfer Str.61 ein Lager auf dem Gelände der ehemaligen Weberei H.A.G. Schumacher gebaut. Dieses Lager war im Besitz der Firma Schön, die auch eine Fleischwarenfabrik im Hufenweg besaß. Alle Kriegsgefangenen, Zivilarbeiter und Arbeiter, die in der großen hölzernen Baracke des Lagers lebten, arbeiteten gleichzeitig in der Fabrik der Firma Schön. Auf dem Weg zur Arbeit wurden sie von einem bewaffneten Mitarbeiter der Firma begleitet.

Das Lager war mit keinem festen Zaun abgesichert; es gab nur einen kleinen Stacheldrahtzaun, der keinen der Bewohner davon abhielt kleine Ausflüge zu unternehmen. Es ist aber keine Flucht oder Fluchtversuch bekannt, obwohl das Lager zudem auch nicht sehr streng bewacht gewesen sein soll. Nur einige strenge GeStaPo-Kontrollen wurden durchgeführt. Im Lager lebten Menschen vieler verschiedener Nationalitäten: Franzosen, Belgier, Polen, Italiener, Spanier, Tschechen, Holländer und Deutsche. Ein Augenzeuge berichtete, dass die Verständigung trotzdem sehr gut gewesen wäre und es nur selten Kämpfe untereinander gegeben hätte.

In der Fabrik mussten die Arbeiter montags rund 1250 Schweine und dienstags 375 Rinder schlachten. Den Rest der Woche verbrachten sie damit die geschlachteten Tiere zu verarbeiten. Für die verrichtete Arbeit bekamen sie einen geringen Lohn.

Im Mai 1945 wurde das Lager aufgelöst. Die Bewohner waren von den Engländern befreit worden. Nach Kriegsende sollen dort noch einige Flüchtlinge gelebt haben.


Quelle: "Dokumentation über die Fremd- und Ostarbeiter in Preetz" von Peter Pauselius, Großbarkau 1996, Seite 102 bis 119.