Lager Eisenbahnbaracken

Hinter dem heutigen Sky-Markt, südöstlich der Eisenbahnlinie haben sich zwei Steinhäuser und zwei Baracken aus Holz befunden, die auch als "Gemeinschaftslager der Deutschen Reichsbahn, Bahnmeisterei Bordesholm" bezeichnet wurden. Sie sollen mit 250 zivilen Zwangsarbeitern (245 Sowjetbürgern + 5 Polen) sowie 200 Kriegsgefangenen (100 Franzosen + 100 Sowjetbürger) belegt gewesen sein.

Der Streit um den Einsatz der Kriegsgefangenen 1942

Der Oberbahnhofsvorsteher Lübbe aus Bordesholm bat im Juli 1942 den Landrat des Kreises Rendsburg um Unterstützung: Er benötigte "für den umfangreichen Warenumschlag auf hiesigem Bahnhof" dringend eine Kolonne zum reibungslosen Be- und Entladen der Güterwaggons. Arbeitskräfte waren knapp und deshalb dachte er an den Einsatz von dienstverpflichteten Zivilisten.

Der Landrat wiederum wandte sich an den Bordesholmer Bürgermeister und forderte diesen auf, doch "die von der Reichsbahn beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte" für diese Zwecke zu nutzen. Ansonsten sollten diejenigen Arbeitgeber, die den Warentransport vom und zum Bahnhof wünschten, die bei ihnen beschäftigten Ausländer einsetzen.

Bürgermeister Ahrens fand den Vorschlag des Landrats gut und erklärte: "Von der Bahnmeisterei Bordesholm wird am hiesigen Bahnhof ein Kriegsgefangenenlager gehalten, in welchem sich russische Kriegsgefangene befinden." Bei den großen Firmen des Ortes (Sägewerk Gevecke, Kieler Tischfabrik Spethmann, Baufirma Rohwer usw.) war der Vorschlag des Landrats jedoch auf wenig Gegenliebe gestoßen: Es "sind die Kräfte der hiesigen Firmen bereits derart in Anspruch genommen, dass eine Herausziehung einzelner Kräfte aus den Betrieben zu Störungen führen müsste." Deshalb blieb dem Bürgermeister nichts anderes übrig: Er schlug vor, "eine Belade- und Entladekolonne für den Bahnhof Bordesholm aus den russischen Kriegsgefangenen zu bilden, die der Reichsbahn im hiesigen Gefangenenlager zur Verfügung stehen."

Damit konnte sich Oberbahnhofsvorsteher Lübbe aber nicht einverstanden erklären: "Die russischen Kriegsgefangenen aus dem Eisenbahnlager Bordesholm (kommen) für die Ladekolonne nicht infrage. Die Gefangenen sind für andere vordringliche Zwecke vorgesehen und können für den beabsichtigten Einsatz nicht frei gemacht werden."

Somit war dieses Problem nach drei Monaten immer noch nicht gelöst. Ob und wie es gelöst worden ist, wissen wir nicht, da die Akte im Landesarchiv in Schleswig (LAS Abt.320 RD, Bd.101, Nr.58) keine weiteren Angaben enthält. Wer kann noch etwas über den Bahnhofsvorsteher Lübbe und den Bürgermeister Ahrens berichten ?