Henryk Frelik - ein Sechzehnjähriger
als Zwangsarbeiter in Bordesholm

Henryk Frelik wurde am 20. August 1926 in Ozienkowec (Kreis Miastkow) in Polen geboren und ist im März 1943 zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt worden. Am 27. März 1943 ist er bei August Sellmer in Bordesholm eingetroffen, hat aber bereits nach kurzer Zeit (vielleicht aus Heimweh) seinen Arbeitsplatz unerlaubt verlassen. Die Geheime Staatspolizei in Neumünster wurde umgehend über sein Verschwinden informiert und hat erfolgreich nach ihm suchen lassen. Henryk wurde gefasst und musste die Zeit vom 31. März bis zum 18. April 1943 im Polizeigefängnis von Neumünster verbringen. Danach kam er wieder nach Bordesholm, wurde jetzt aber in der Gärtnerei von Ernst Schütze eingesetzt, wo er vielleicht besser kontrolliert werden konnte.

Außer einem Passfoto, das sich auf seiner Meldekarte im Landesarchiv in Schleswig (LAS Abt. 320 Rendsburg ungeordnet, Bündel 286, Nr.15) befindet, haben wir zur Zeit keine weiteren Kenntnisse über das Schicksal von Henryk Frelik. Wenn die Gemeinde Bordesholm in dieser Hinsicht etwas tun will, so kann sie sich bei der Gesellschaft für Deutsch-Polnische Aussöhnung in Warschau nach dem Schicksal von Henryk und der vielen anderen Polen erkundigen, die zur Zwangsarbeit in Bordesholm eingesetzt worden sind.

Zwangsarbeiter in Bordesholm
Einige (sehr unvollständige) Zahlenangaben

Im Landesarchiv in Schleswig gibt es eine "Kartei der ausländischen Zivilarbeiter im Kreis Rendsburg (1939-1945)". Die Karteikarten sind alphabetisch geordnet, es fehlen allerdings alle Personen, deren Nachnamen mit den Anfangsbuchstaben L, P, Q, R, U - Z beginnen.

In der Kartei werden 99 Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen erwähnt, die in Bordesholm stationiert waren und dort arbeiten mussten. Davon waren allein 59 Personen im Lager der Deutschen Reichsbahn (Bahnmeisterei Bordesholm) untergebracht. Die übrigen 40 Personen haben alle in Bordesholmer Betrieben gearbeitet, insbesondere bei der Kieler Tischfabrik von Kurt Spethmann (am Bordesholmer See) und im Sägewerk von Karl Gevecke (heute Eno/Neukauf). Es ist allerdings anzunehmen, dass die Anzahl der Zwangsarbeitenden in Bordesholm wesentlich höher gewesen ist, denn allein im Dorfkern von Wattenbek haben damals nachweislich 70 Ausländer und Ausländerinnen arbeiten müssen.

Die Gemeinde Bordesholm bleibt daher aufgefordert, das Archivmaterial zu sichten und eine angemessene Aufarbeitung dieser Problematik für Bordesholm zu gewährleisten. Erst dann macht es einen Sinn, wenn Bordesholm als Kommune einen finanziellen Beitrag zum Zwangsarbeiter-Entschädigungsfonds leisten sollte.