Das Kriegsgefangenenarbeitskommando 956
Büdelsdorf

Am 27. August 1940 wandte sich der Bürgermeister von Büdelsdorf an die Betriebe des Ortes: "Wie ich höre, besteht bei verschiedenen Handwerksmeistern Mangel an Arbeitskräften. Es ist nun möglich, Kriegsgefangene überwiesen zu bekommen. Ich bitte daher alle hiesigen Unternehmer und Handwerksmeister mir umgehend ihren Bedarf an Handwerkern der verschiedenen Branchen aufzugeben. .... Für die Unternehmer besteht auch kein Risiko, falls die Arbeitsaufträge nachlassen. Das Arbeitsamt ist jederzeit in der Lage, die Kriegsgefangenen in solchem Falle anderweitig einzusetzen." (1)

Das Angebot, Arbeitskräfte zu günstigen Bedingungen zu erhalten, wollten 18 Handwerksbetriebe und die Ahlmann Carlshütte nutzen. Der Bedarf an Kriegsgefangenen ließ sich jedoch nicht so schnell befriedigen, so dass der Bürgermeister sich in weiteren Briefen für eine umgehende Erledigung dieses Problems einsetzen musste. Am 22. Oktober schrieb er an das Arbeitsamt Rendsburg: "Ich nehme ergebenst Bezug auf mein Schreiben vom 9. September, mit dem ich Sie dringend bat, für beschleunigte Zuweisung von Kriegsgefangenen einzutreten. ... Es müssen bei gutem Willen doch Wege und Mittel gefunden werden können, um die Gefangenen für die Gemeinde Büdelsdorf beschleunigt frei zu machen."

Angesichts der Tatsache, dass "bisher nur ein kleiner Teil der Gefangenen zugewiesen" worden sei, wandte sich der Bürgermeister acht Tage später an den Deutschen Gemeindetag in Berlin. Dieser sollte auf das Kriegsgefangenenstammlager XA in Schleswig einwirken und so das Zuteilungsverfahren beschleunigen, denn: "Die Handwerker vor allem sind um die Arbeitskräfte sehr verlegen und können kaum die dringlichsten Arbeiten ausführen."

Später besserte sich der beklagte Zustand und auch Rendsburger Handwerker und Firmen bezogen über das Arbeitskommando in Büdelsdorf Kriegsgefangene aus dem Stammlager in Schleswig. Die polnischen Kriegsgefangenen wurden in der Gaststätte "Deutsche Wacht" in der Löwenstraße 13 untergebracht, die von der Ahlmann-Carlshütte zu einem Lager für ca. 160 Personen umgebaut worden war.

Im Oktober 1941 wurden die polnischen Kriegsgefangenen entlassen, jedoch nicht in die Freiheit oder nach Hause. Die Polen wurden verpflichtet, als "Kriegsgefangene mit verändertem Status", als sogenannte Zivilarbeiter, weiter in Büdelsdorf zu bleiben. Sie unterlagen fortan vielen diskriminierenden und sich ständig ändernden Erlassen. Das Gefangenenlager wurde umbenannt, es hieß nun Polenlager "Deutsche Wacht".


(1) Alle Angaben und Zitate beziehen sich auf den Artikel von Rolf Schwarz über das "Kriegsgefangenenlager XA: Arbeitskommando 956 Büdelsdorf", in: Vergessen und verdrängt. Eine andere Heimatgeschichte, hrsg. von Kurt Hamer, Karl-Werner Schunck und Rolf Schwarz, Eckernförde 1984, S. 222ff..