Meldorf

1. Aus einem Schreiben des Zentral-Justizamtes für die britische Zone vom 6. September 1947 an die VVN in Hamburg ergibt sich, dass in einer Trockengemüsefabrik in Meldorf 55 Polen, 343 Staatsangehörige der Sowjetunion und 6 Franzosen gearbeitet haben. Außerdem waren im Lütjenmarschweg und in der Süderstraße 42 Polen, 26 Italiener und 33 Staatsangehörige der Sowjetunion in Holzbaracken untergebracht, die in örtlichen Handwerksbetrieben und bei der Reichsbahn beschäftigt waren. Unter ihnen sollen 19 Kinder gewesen sein.

2. In dem vom Internationalen Suchdienst im Jahre 1949 in Arolsen herausgegebenen "Catalogue of Camps and Prisons in Germany and Germany-Occupied Territories 1939-1945" wird Meldorf mit 600 Zwangsarbeitern erwähnt, die in einem "Civilian workers camp" auf dem Gelände einer Kohlfabrik untergebracht waren und dort wohl auch arbeiten mussten. Es handelte sich dabei um ungefähr 200 Männer und 400 Frauen. Die Angaben stammen von einem der ersten Nachkriegsbürgermeister des Ortes.

3. In einem Rundschreiben der Geheimen Staatspolizei (Staatspolizeistelle Kiel) vom 14.12.1939 teilte diese mit: "Im hiesigen Bezirk wurden in der letzten Zeit durch die zuständigen Stellen an folgenden Orten Arbeitskommandos polnischer Kriegsgefangener eingesetzt". Insgesamt wurden 81 Orte mit 2575 Kriegsgefangenen aufgelistet, darunter befand sich Meldorf mit 50 Gefangenen.

Es wurde zusätzlich darauf hingewiesen, dass "diese Einsatzkommandos auch nach staatspolizeilichen Gesichtspunkten überwacht werden müssen. Insbesondere bitte ich, dabei zu beachten, dass die Bevölkerung nach Möglichkeit keinen Kontakt mit diesen Kriegsgefangenen bekommt. Sie sind nach wie vor Feinde. ...... Bis zum 30.1.1940 bitte ich um einen Erfahrungsbericht, sowohl über den Arbeitseinsatz als auch über das Verhältnis der Bevölkerung zu den Kriegsgefangenen." (Stadtarchiv Neumünster, Akte 2861)