Sebastian Lehmann,

"Ich habe in Flensburg keine Zwangsarbeiter kennen gelernt" - Die juristische Behandlung des 'Fremdarbeiter-Einsatzes' in den Spruchgerichtsverfahren der britischen Besatzungszone (S. 202 - 220).

 

Lehmann nimmt mit diesem Beitrag die von K. Pilger und U. Kaminsky publizierten Hinweise [27] für die Flensburger Region auf. Er stellt für die Akten eine ausführliche Quellenkritik vor und weist u.a. am Beispiel der Hinrichtungen von Polen den Wert für die lokale Forschung auf. Dass Lehmann in diesem methodischen Beitrag nicht ausführlicher den Verteidigungslinien und der Frage nachgeht, wie denn die Dienststellen der Partei und der Verwaltung in Flensburg in den Zwangsarbeitseinsatz eingebunden waren, erscheint angemessen. Diese Aufgabe hätten die anderen Autoren erfüllen müssen.

 

Gleichzeitig stellt sich für den Leser die Frage, warum seine Feststellung, dass "bei vorsichtiger Lesart (wie bei Interviews der oral-history-Methode) wertvolles Material zu Vorgängen, die anderenfalls kaum zu rekonstruieren wären" erhältlich wäre, nicht auch vom IZRG für die Perspektive der Zwangsarbeiter genutzt wird.

 

 

[27] Kathrin Pilger, Entnazifizierungsakten als Quelle zur Erforschung der Zwangsarbeit im Dritten Reich, S.146-149; Uwe Kaminsky, Der Quellenwert staatsanwaltlicher Ermittlungsakten über den Umgang mit Zwangsarbeitern, S.150-153. In: Wilfried Reininghaus und Nobert Reimann, Zwangsarbeit in Deutschland 1939-1945, Archiv- und Sammlungsgut, Topographie und Erschließungsmethoden, Bielefeld 2001.