IVi) Der Kreis Schleswig und die Stadt

Da die Zahlenangaben nicht kontrollierbar sind, sollen hier nur ein paar Bemerkungen folgen:

1. Auch bei den Ausführungen zum Kreis Schleswig und zur Stadt fehlen wesentliche Hinweise zur wirtschaftlichen Struktur. Weder die Ergebnisse der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung, noch die Ergebnisse der nichtlandwirtschaftlichen Betriebsstättenzählung von 1939 werden berücksichtigt - mit fatalen Folgen bei den Ausführungen zum Beschäftigungsgrad in der Landwirtschaft.

2. Für seine Schlussfolgerungen berücksichtigte Danker keine Akten der Kreisverwaltung, obwohl zahlreiche recherchiert worden sind. Er beschreibt die Versicherungszahlen der AOK, aber nicht die Situation im Kreis Schleswig. Statt der angeblichen 12 'Fremdarbeiter', die am 1.3.1941 im Kreis Schleswig 'Nichtpolen' und 'Nichtostarbeiter' waren (Zwangsarbeit, S.75), befanden sich dort erheblich mehr Beschäftigte dieser Zuordnung. Allein in Jagel und Kropp arbeiteten zu diesem Zeitpunkt 95 Dänen.[1] Für die gesamte Kriegszeit ermittelt Danker 16 landwirtschaftliche Betriebe in Erfde (Zwangsarbeit, S.93), die Zwangsarbeiter einsetzten. Die Listen der Kreisverwaltung für die Jahre 1940 und 1941 benennen bereits mehr Arbeitgeber.[2] Weitere Beispiele aus den Kreisakten ließen sich anführen.

3. Danker wurde bereits im Februar 2000 darauf hingewiesen, dass die Zahlen sowohl für den Kreis als auch für die Stadt Schleswig im Detail Fehler enthalten müssen und war gebeten worden, alle Zahlen zu kontrollieren. Die Diagramme 36 und 39 ergeben weiterhin keine deckungsgleiche Summe. Auch die Addition der Anzahl von Männern und Frauen stimmt mehrfach nicht mit der Gesamtzahl überein. Fehler befinden sich weiterhin in den Diagrammen 22, 23, 27, 29, 36, 38 und 42.

4. Eine bessere Auswertung des 'Arbeitseinsatzes' hätte qualitative Vergleichsmöglichkeiten geboten, z.B. für die Fluktuationsrate des Kreises Schleswig und die der Provinz Schleswig-Holstein. Die Altersverteilung der ausländischen Bevölkerung hätte zudem mit der der beschäftigten Deutschen verglichen werden können.

5. Signifikante Abweichungen bei den verschiedenen Nationalitäten lösen bei Danker kein Nachdenken aus und werden mit den ermittelten Daten nur unzureichend erklärt, weil diese Daten wiederum nicht fundiert sind: Den im Vergleich zur Provinz geringen Anteil von Polinnen im Kreis Schleswig (Zwangsarbeit, S.77) erklärt Danker mit der Umwandlung polnischer Kriegsgefangener in 'Zivilarbeiter', wodurch der Anteil der männlichen Zwangsarbeiter aus Polen erheblich gesteigert worden sei. Dieser Vorgang erfolgte allerdings in der gesamten Provinz. Danker müsste beweisen, dass im Kreis Schleswig erheblich mehr polnische Kriegsgefangene in den Zivilstatus überführt wurden, als sonst in Schleswig-Holstein. Zu den markanten Abweichungen bei den Nationalitäten verweist er auf die starke landwirtschaftliche Wirtschaftsstruktur des Kreises. Der Anteil der in "Landwirtschaft und Forsten" Berufstätigen des Kreises Schleswig lag anlässlich der Volkszählung von 1939 aber am unteren Ende der Landkreise (siehe Abschnitt "Überdurchschnittliche Partizipation").


[1] LAS Abt.320 Schleswig-Land, Nr.184.

[2] LAS Abt.320 Schleswig-Land, Nr.181f..