Mit Hilfe der durch die AOK-Liste aus Schleswig erhobenen Daten über 10 Dörfer aus dem Kreis Schleswig versucht Danker zu belegen, dass die allermeisten der landwirtschaftlichen Betriebe 'Fremdarbeiter' beschäftigten. Er beweist aber das Gegenteil.
Im Diagramm 45 auf Seite 93 führt er die Betriebe mit 'Fremdarbeitern' und ohne 'Fremdarbeiter' auf, z.B. in Erfde 16 Betriebe mit Fremdarbeitern und 3 ohne. Den Vergleich mit den Ergebnissen der Volks-, Berufs- und landwirtschaftlichen Betriebszählung von 1939 unterlässt er aber.
Gemeinden Anzahl der
landwirtschaftlichen Betriebe
lt. Diagramm 45Ergebnisse der
amtlichen Zählung
von 1939Tetenhusen 19 80 Tolk 25 63 Loit 22 33 Dörpstedt 39 84 Kalleby 9 nicht eigenständig Satrup 19 31 Langstedt 34 50 Erfde 19 186 Schuby 61 97 Torsballig 20 43 Am Beispiel des Beschäftigungsgrades in der Landwirtschaft sollen noch einmal die Verstöße gegen die Grundregeln historischen Forschens durch Danker dargestellt werden. Üblicherweise überprüft ein Autor seine Thesen mit Hilfe weiterer Quellen oder der vorhandenen Literatur. Die Ergebnisse der Zählung von 1939 hätten dazu führen müssen, die Quellengrundlage oder die These zu hinterfragen. Im ganzen Kreis Schleswig gab es 1939 insgesamt 5.579 land- und forstwirtschaftliche Betriebe. Nach Danker sollen 80% bis 95% dieser Betriebe ausländische Arbeitskräfte beschäftigt haben. Aber bereits für einen Beschäftigungsgrad von 80% wären mindestens 4.460 'Fremdarbeiter' benötigt worden, wenn man 1 ausländische Arbeitskraft pro Hof zugrunde legt. In der AOK-Sonderkartei sind allerdings nur 4.173 Personen verzeichnet und diese Kartei soll angeblich vollständig sein !?
Das IZRG besaß für die Auswertung zahlreiche Sondergenehmigungen. Warum unternahm Danker keinen Vergleich mit den Einwohnermeldedaten? Warum warf er keinen Blick in Dorfchroniken, der sicherlich aufschlussreich gewesen wäre?
Neben den eben beschriebenen Versäumnissen sollte ein Direktor des Instituts für Zeit- und Regionalgeschichte in Schleswig-Holstein doch einige Regionalkenntnisse besitzen, um Gemeinden wie beispielsweise Erfde und Tetenhusen nicht mit nur 19 landwirtschaftlichen Betrieben einzuschätzen, während die nicht selbstständige Gemeinde Kalleby mit 9 Betrieben ausgewiesen wird.
In diesem Zusammenhang sei weiterhin bemerkt, dass es nicht ausreicht, einfach zu behaupten, dass im Kreis Schleswig "eindeutig ..... nur (Hervorhebung R.S.) die AOK Ausländer versicherte." Die These dürfte trotz der "interpolierten" Beweise falsch sein (siehe Abschnitt "Umgang mit Quellen"). Warum sollte gerade im Kreis Schleswig nur die AOK und nicht auch die "Bäuerliche Krankenkasse für den Kreis Schleswig" Zwangsarbeiter/innen versichert haben? Im übrigen Deutschen Reich sind es schließlich auch Landkrankenkassen gewesen, die den Ausländern Versicherungsschutz gewährten. Die "Bäuerliche Krankenkasse für den Kreis Schleswig" verzeichnete jedenfalls während des Krieges mehrere hundert Neuzugänge.[1]
[1] Die 'Bäuerliche Krankenkasse für den Kreis Schleswig' besaß am Jahresende 1943 insgesamt 4.180 Mitglieder. Tod, Austritt und die Einberufung von 277 Personen zum Wehr- und Arbeitsdienst führten im Laufe des Jahres 1943 zu einem Rückgang um 375 Mitglieder. Im Gegenzug gab es 292 Neuzugänge. (1942 sind es 380 Neuzugänge gewesen.) Diese Angaben sind dem Geschäftsbericht von 1943 zu entnehmen, der auszugsweise als Faksimile abgedruckt wurde von Johannes Callsen: Selbsthilfeorganisation der Landwirtschaft. Die Bäuerliche Krankenkasse für den Kreis Schleswig, in: Jahrbuch des Heimatvereins der Landschaft Angeln 2000, S.171.