IVn) Zum Umgang mit Kritik

An mehreren Stellen im Buch "Zwangsarbeit" reagieren die Autoren auf die unter www.zwangsarbeiter-schleswig-holstein.de publizierten "Ersten kritischen Anmerkungen" zum Gutachten. Diese Anmerkungen erfolgten noch ohne detaillierte Kenntnisse des 'Arbeitseinsatzes' und wären sonst schärfer ausgefallen. Besonders interessant gestalten sich jedoch die Antworten Dankers, der das Angebot - auf der Website eine Stellungnahme abzugeben - noch nicht einmal beantwortet hat. Danker nutzt kritische Anregungen nicht zum Nachdenken. Er geht lieber den bequemen Weg des Verschweigens, Ergänzens und Umformulierens sowie Verschleierns. Einige Beispiele hierfür wurden weiter oben bereits benannt. Einige weitere sollen diese Aussage bekräftigen.

1. Im Internetartikel fragte der Rezensent, warum nur die Häftlinge der KZ-Außenlager Kaltenkirchen, Schwesing und Ladelund genannt werden - die anderen (z.B. aus Hohwacht und Wedel) aber nicht. Beide Lager werden weiterhin nicht erwähnt.(Zwangsarbeit, S.58)[1]

2. Der Rezensent kritisierte, dass neben den Kriegsgefangenen auch die ausländischen Häftlinge des Justizvollzugs berücksichtigt werden müssten. Diese Häftlinge werden jetzt erwähnt (Zwangsarbeit, S.58), aber bei der weiteren Berechnung der Zahlen ausgelassen. Statt der notwendigen neuen Recherchen und Berechnungen geht Danker den Weg des geringsten Widerstandes und hofft offensichtlich, dass es keiner merkt. Allein für die Vollzugsanstalt Rendsburg wären rund 700 Ausländer zu berücksichtigen gewesen.[2]

3. Bei der Fluktuation der Kriegsgefangenen wählt Danker erneut die bequeme Variante, wenn er diesbezügliche Hinweise (siehe oben) komplett vernachlässigt und einfach schreibt, "daß die in Diagramm 12 wiedergegebenen Daten den Zwangsarbeitseinsatz Kriegsgefangener in Schleswig-Holstein - abgesehen von Fluktuationen zwischen den Stammlagern - ziemlich exakt wiedergeben."(Zwangsarbeit, S.55) Die Formulierung zwischen den Bindestrichen ("abgesehen von Fluktuationen zwischen den Stammlagern") wurde einfach als Texterweiterung eingefügt. Auf seine falschen Berechnungen hatten die kritischen Anmerkungen keinerlei Auswirkung, sie bleiben falsch. Die formulierte Texterweiterung macht sogar deutlich, dass die Anmerkungen nicht einmal richtig verstanden worden sind.

Wie bei der Verlaufsbeschreibung der zivilen Ausländerbeschäftigung unterschlägt Danker auch bei der Darstellung der Anzahl der Kriegsgefangenen (Diagramm 12, Zwangsarbeit, S.54) Schwankungen. Beispielsweise reduzierte sich zwischen dem 1.10.1942 und dem 1.4.1943 die Anzahl der Kriegsgefangenen um 2.713 Personen. Der Rückgang der im Arbeitseinsatz befindlichen Gefangenen lag mit 3.560 etwas höher.

4. Die Formulierung, dass "bisher nirgends auch nur annähernd so präzise" (Gutachten, S.89) Daten zur Altersstruktur und Aufenthaltsdauer ermittelt werden konnten, wurde vom Rezensenten im Internetartikel mit Verweis auf Untersuchungen in Elmshorn, Neumünster, Ahrensbök und den Kreis Rendsburg eingeschränkt. Jetzt heißt es im Buch, dass die quantitativen Fragestellungen "unseres Wissens - bisher nirgends auch nur annähernd so präzise für einen Kreis zu beantworten waren."(Zwangsarbeit, S.71) Da der Kreis Schleswig jedoch nicht repräsentativ für Schleswig-Holstein ist (vgl. z.B. die Abweichung in der Nationalitätenverteilung (Zwangsarbeit, S.75, 77)), wäre statt der veränderten Formulierung eine vergleichende Auswertung sinnvoll gewesen.


[1] Die Formulierung von Danker in Bezug auf die genannten KZ-Außenstellen ("nach ihren tatsächlichen Belegungszahlen") überrascht. Gerhard Hoch z.B. nennt keine Gesamtzahl der Häftlinge, die im Kaltenkirchener Lager untergebracht waren.

[2] Harald Jenner, Rolf Schwarz: vor 50 Jahren ..., Norwegen, Besetzung, Verfolgung, Widerstand, Haft, Gefangen in Schleswig-Holstein, Rendsburg 1990, S.70.