I. Die eigenen Ansprüche des IZRG

Ebenso ungewöhnlich wie die Vermarktungsstrategie des IZRG gestalten sich die selbst gesteckten Ziele:

a) Die vollständige Dokumentation des regionalhistorischen Forschungsstandes.

Der selbst gewählte Anspruch auf Vollständigkeit beinhaltet natürlich ein großes Risiko, das dann auch bei der Erfassung der Literatur sofort zugeschlagen hat; die entsprechende Liste (Gutachten S.679-705) erfüllt den Anspruch auf Vollständigkeit nicht: Die in den einzelnen Beiträgen des Gutachtens zitierte Literatur erscheint nur teilweise. Wo bleibt z.B. der Artikel von Klaus Alberts: "Gedenkstätte Gudendorf"? Aus den bekannten Sammelbänden werden einige Artikel extra genannt, andere finden dagegen keinerlei Berücksichtigung. Horst Peters: "Einsatzort Neumünster", aus: "Verschleppt zur Sklavenarbeit" wird aufgenommen, der Bericht über das "Erweiterte Krankenrevier Heidkaten" von Gerhard Hoch fehlt dagegen ebenso wie der Beitrag desselben Autors: "Lübeck: Offizierslager XC". Weiterhin vermisst werden die Artikel des Rezensenten über das "Stammlager XA" und "Auf dem Friedhof". Jürgens Andres: "Fremdarbeiter in Eckernförde" taucht in der Liste auf, während Wilfried Göbels Bericht über sowjetische Kriegsgefangene in Alt Duvenstedt (auf der nachfolgenden Seite des Sammelbandes "Vergessen + Verdrängt" abgedruckt) nicht genannt wird. Marianne Wilke: "Begraben und Vergessen? Auf Spurensuche im Kreis Pinneberg", hrsg. von der VVN/Bund der Antifaschisten Krs. Pinneberg, Wedel o.J. (um 1988) mag als weiteres Beispiel dienen. Es ließen sich zusätzliche anführen.

Auf diese Mängel hat der Rezensent bereits im letzten Jahr auf den Internetseiten www.zwangsarbeiter-schleswig-holstein.de aufmerksam gemacht. Die Literaturliste, jetzt als Literaturauswahl bezeichnet, ist dann aber für die Buchversion ohne Umsetzung dieser Hinweise ergänzt worden. Die Ergänzungen für das Jahr 2000/01 sind wiederum lückenhaft, so fehlt z.B. die Publikation von Karsten Dölger: "Polenlager Jägerslust".

Warum ein Institut wie das IZRG, das der Universität Flensburg zugeordnet ist, die Dänische Zentralbibliothek offensichtlich nicht mit in seine Recherchen einbezieht, bleibt rätselhaft. Denn auch dort lagert Literatur zur Thematik Zwangsarbeit, die somit nicht erfasst worden ist. Die Literaturliste erweckt eher den Eindruck des Zufälligen, denn der gründlichen Recherche. Sie erfasst noch nicht einmal den Stand der 1985 von M. Knäuper und D. Korte erstellten Bibliographie zum Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein. Der Anspruch auf Vollständigkeit wird sich für diesen Bereich auch nicht realisieren lassen, da ein kompletter Zugriff gerade auf die ausländischen Publikationen unmöglich sein dürfte. Dieser Zugriff ist jedoch allem Anschein nach gar nicht erst versucht worden.