Ic. Genaue Zahlen und Daten

Einen weiteren Anspruch meinen die Verfasser des Gutachtens realisiert zu haben: "Eine wissenschaftlich abgesicherte Statuserhebung zur Ausländerbeschäftigung in Schleswig-Holstein, die möglichst präzise Zahlen und Daten über Strukturen und Entwicklungen des 'Fremdarbeitereinsatzes' bieten sollte." (Zwangsarbeit, S.7) Dieser Anspruch wird auf S.33 noch gesteigert: "Denn entgegen der in regionalhistorischen Publikationen durchgängig zu lesenden Aussagen, man könne keine genauen Daten und Zahlen liefern, ist dieses ....... durchaus machbar."

Neben der Mitteilung von Zahlenangaben zu bestimmten Stichtagen versucht Uwe Danker eine Gesamtzahl der Zwangsarbeiter für Schleswig-Holstein zu ermitteln. Er geht davon aus, dass zur Anzahl der am 30.9.1944 (vermuteten) anwesenden 178.074 Ausländer weitere Gruppen hinzuzuzählen wären. Die ca. 2.000 KZ-Insassen, 800 - 1.000 verstorbene KZ-Häftlinge, Häftlinge des regulären Vollzugs, die nachträglich eingefügt und zahlenmäßig nicht berücksichtigt wurden (siehe unten), 20.500 Westeuropäer, die vorher in ihre Heimat zurückkehrten, 8.500 Osteuropäer, die krank oder schwanger zurückgesandt wurden und die ca. 9.000 in Schleswig-Holstein verstorbenen Ausländer. Durch Addition der genannten Zahlen gelangt Danker zu dem Schluss, dass ca. 225.000 Zwangsarbeiter in Schleswig-Holstein beschäftigt gewesen wären, obwohl die Summe 219.074 also ca. 220.000 ergibt. Soweit es sich nicht um einen Rechenfehler handelt, hätte die Differenz von rund 5.000 durch Danker erklärt werden müssen.

Während Danker die Zahl von 800 - 1.000 ausländischen KZ-Opfern in seine Berechnungen einfließen lässt, vernachlässigt er den Austausch mit anderen Regionen des Reiches, z.B. den Arbeitsplatzwechsel von Schleswig-Holstein nach Hamburg. Hierzu führt er an: "Diese Quote ist sehr gering." Aber allein innerhalb des Zeitraumes vom 1.4.43 - 1.4.44 wechselten über 3.300 Ausländer in andere Provinzen (siehe unten). Danker zählt außerdem die über 20.000 in Hamburg eingesetzten Kriegsgefangenen für Schleswig-Holstein mit. Diese drei Fälle - weitere folgen später - belegen, dass weder seine Berechnungen noch seine Zahlenangaben als präzise bezeichnet werden können.