Anders als im Faltblatt zur Vortragsreihe "Zwangsarbeit in Schleswig-Holstein" verbreitet, kann die Publikation nicht als 'wissenschaftliche Studie(n)' gelten. Die Ankündigung, dass in den Beiträgen "tiefer gebohrt" wird (Krankheit, S.26), bleibt Ankündigung. Die gebrauchten Redewendungen wie "es scheint, es gibt Anzeichen, alles spricht dafür" usw. weisen nur darauf hin, dass die Kapitel nicht bis ins Detail bearbeitet worden sind. Somit ist Michael Ruck in seinem letzten Satz durchaus zuzustimmen. Er stellt fest, dass "die Artikel dieses Bandes einen ersten Beitrag" leisten (Krankheit, S.101). Nicht mehr aber auch nicht weniger sollte man erwarten. Andererseits sind dem Rezensenten bezüglich der Frage "Zwangsarbeit und Krankheit" keine Publikationen vergleichbarer Konzeption bekannt. So gesehen wäre sie die beste weil einzige Veröffentlichung.
e) Fazit III: "Zwangsarbeit" und "Zwangsarbeit und Krankheit" Beide Publikationen leiden unter dem selbstauferlegten Zeitdruck. Die Annahme dieser kurzfristigen Gutachten und die Art ihrer Durchführung zeugen nicht von einem verinnerlichten soliden Forschungsverständnis der betreuenden Professoren. Besonders in den für die Gutachten neu entstandenen Beiträgen ist die geringe Berücksichtigung der Publikationen zur Geschichte der Zwangsarbeit in Schleswig-Holstein auffällig. Die Autoren verzichten auf eine gründliche Quellenrecherche. Die Beiträge weisen im Detail vermeidbare Fehler auf. Eine systematische Erforschung und Erfassung des Einsatzes von Zwangsarbeitern in Schleswig-Holstein fehlt weiterhin.
Wenn nun der Landtagsabgeordnete Weber (SPD) in der Landtagsdebatte am 26.Januar 2001 behauptet, kein Bundesland wäre in dieser Hinsicht so gut erforscht, dann qualifiziert es ihn nicht unbedingt als Historiker. Der Staatssekretär im Kultusministerium, Ralf Stegner, verkündete, dass dieses Kapitel der Zeitgeschichte einer Aufarbeitung bedurfte. Die hier benutzte Methodik und die Form sollten seiner Ansicht nach "Schule machen" (KN 24.12.2001). Bei dieser Vorstellung beschleicht den Rezensenten ein flaues Gefühl. Webers und Stegners Bewertungen dürften weniger durch ein fehlendes Urteilsvermögen zustande gekommen sein, sie beruhen (wahrscheinlich) zum einen auf persönlichen Freundschaften und zum anderen auf parteipolitischen Verbindungen.
In Anlehnung an die viel diskutierte Studie PISA und die darauf basierenden Forderungen von Landtagsabgeordneten nach zwangsweiser Fortbildung von Lehrern empfiehlt der Rezensent zur Sicherheit: Jürgen Weber und Ralf Stegner besuchen einen Kurs in kritischer Texterfassung, so dass Ausführungen Dankers wie "eventuell... nicht ausgeschlossen" sie doch einmal nachdenklich stimmen sollten. Aber vielleicht haben sie die "Studien" zur Zwangsarbeit ja gar nicht gelesen. Professor Danker wird jedenfalls verpflichtet einen Fortbildungskurs in Quellenkunde zu belegen.