Das Anschreiben des Internationalen Suchdienstes (ITS) an alle Gewerbetreibenden (Oktober 1946)

 

Hier sollte das Anschreiben des Internationalen Suchdienstes (ITS) an alle Gewerbetreibenden vom Oktober 1946 erscheinen!
[Arolsen Archives, Ordner 9070200, Dokument 82412893]

 

Allen Angeschriebenen (hier die Norddeutschen Werkstätten in Sierksrade, Kreis Herzogtum Lauenburg) wurde zunächst erklärt, der höhere Suchoffizier in Hamburg (Senior Search Officer) erhalte "täglich viele Anfragen von den Verwandten vermisster Angehöriger der Vereinten Nationen, die während des Krieges in Deutschland gearbeitet haben und nicht in ihre Heimat zurückgekehrt sind." Erläuternd wurde hinzugefügt, es könne sich dabei um Kriegsgefangene oder um Zivilarbeiter handeln.

Den Angeschriebenen wurde aufgegeben, "die vorhandenen Akten nach Unterlagen oder Auskünften über Angehörige der Vereinten Nationen, die von Ihrem Betrieb während der Zeit 1939/1945 beschäftigt waren, zu überprüfen." Diese Informationen sollten umgehend in dreifacher Ausfertigung nach Hamburg ins Curio-Haus (Rothenbaumchaussee 15) geschickt werden.

Für einige Unternehmen war es natürlich verlockend, zu behaupten, man habe gar keine Personalunterlagen mehr - diese seien alle am Ende des Krieges durch Bombenangriffe vernichtet worden. Aber die Allermeisten haben sich erstaunlich viel Mühe gegeben und teilweise sehr umfangreiche Personallisten erstellt: Die Personalabteilung der Werft Deutsche Werke Kiel (DWK) betonte in diesem Zusammenhang ausdrücklich: „Die Angaben haben wir unserer Personalkartei entnommen, die wir eigens für diesen Zweck nach Nationalitäten zusammenstellten.“ [1] Insgesamt übersandte man aus Kiel 139 eng beschriebene Listen (im DIN A4-Format) mit den Namen von 3074 ausländischen Personen, die in der fraglichen Zeit zum größten Teil unfreiwillig für DWK gearbeitet hatten.

Es ist anzunehmen, dass die Angst vor Repressalien zum damaligen Zeitpunkt noch sehr ausgeprägt war. Abschließend wurde auch erklärt, dass diese Anweisungen "auf Veranlassung des Hauptquartiers der Militärregierung" in Schleswig-Holstein erfolgt seien.

 

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© Uwe Fentsahm (Brügge, Februar 2025)


[1] Arolsen Archives, Ordner 9069800, Dokument 82411475.