Das Antwortschreiben der Werft Deutsche Werke Kiel (DWK) (14. November 1946)

 

Hier sollte das Schreiben der Werft Deutsche Werke Kiel (DWK) von 1946 erscheinen!
[Arolsen Archives, Ordner 9069800, Dokument 82411475]

 

Die Geschäftsleitung von DWK war natürlich auch daran interessiert, mit dem Unternehmen möglichst schnell wieder am Wirtschaftsleben teilnehmen zu können. Das gestaltete sich bei dem ehemaligen Rüstungsbetrieb aber nicht so einfach, denn das gesamte Firmengelände stand im Oktober 1946 unter Kontrolle der britischen Militärregierung. [1]

Man zeigte sich daher kooperationsbereit und übersandte am 14. November 1946 acht Listen (wie gefordert in dreifacher Ausfertigung) mit den Namen derjenigen „ausländischen Arbeitskräfte“, die zur fraglichen Zeit für das Unternehmen gearbeitet hatten. Erläuternd wurde noch hinzugefügt, dass es sich „ausschließlich um zivile Arbeiter und Arbeiterinnen“ handelte, Kriegsgefangene habe man damals nicht beschäftigt. Es wurde in dem Anschreiben auch noch betont, dass man in die Listen außer den Personalien auch noch den Grund und den Tag der Entlassung aufgenommen habe: „Die Angaben haben wir unserer Personalkartei entnommen, die wir eigens für diesen Zweck nach Nationalitäten zusammenstellten.“ [2]

Außer den sieben nach Nationalitäten differenzierten Listen gibt es auch noch eine Liste, in der alle ausländischen Angestellten aus der fraglichen Zeit aufgeführt werden. Sie enthält 35 Namen. [3] In der Liste VII werden 36 Personen genannt: Es handelt sich um Rumänen (5), Griechen (1), Bulgaren (4), Dänen (5), Tschechen (7), Letten (7), Serben und Kroaten (3) und vier Staatenlose. [4] Ansonsten hat eine Auswertung der ersten sechs Listen folgendes Ergebnis gebracht:

Liste I Belgier (179, davon 87 mit „Vertragsbruch“ als Entlassungsgrund) [5]

Liste II Polen (66, davon keiner mit „Vertragsbruch“ als Entlassungsgrund) [6]

Liste III Italiener (384, davon 23 mit „Vertragsbruch“) [7]

Liste IV Holländer (659, davon 133 mit „Vertragsbruch“) [8]

Liste V Russen (818, davon „Vertragsbruch“ (30), „inhaftiert“ (23), KZ (3), „entflohen“ (12)) [9]

Liste VI Franzosen (897, davon 179 mit „Vertragsbruch“) [10]

In der Summe können wir also sicher davon ausgehen, dass es auf der Werft DWK mindestens 3074 Zwangsarbeitende gegeben hat.

 

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© Uwe Fentsahm (Brügge, Februar 2025)


[1] Dieser Zustand dauerte auch zwei Jahre später noch an: Im Oktober 1948 wurde angekündigt, dass mit der Entmilitarisierung der Germaniawerft, der Deutschen Werke und des Kriegsmarinearsenals "demnächst" begonnen werde. Die dortigen Anlagen sollten bis zum Abschluss der Entmilitarisierungen unter der Kontrolle der Militärregierung verbleiben. (Helmut Grieser: Reichsbesitz, Entmilitarisierung und Friedensindustrie in Kiel nach dem Zweiten Weltkrieg, Kiel 1979, S.599)

[2] In späteren Jahren wurde immer wieder behauptet, alle Personalunterlagen seien bei den Bombenangriffen am Ende des Krieges vollständig vernichtet worden. Im Archiv des Autors befindet sich ein (durchaus freundliches) Schreiben des Leiters der Öffentlichkeitsarbeit von HDW vom 4. März 1994, in dem er angibt: „Bei HDW ist nichts vorhanden, außer ein paar Werkzeitungen.“

[3] Arolsen Archives, Dokument 70672615.

[4] Arolsen Archives, Dokument 70672614.

[5] Arolsen Archives, Dokumente 70672394-70672402.

[6] Arolsen Archives, Dokumente 70672497-70672499.

[7] Arolsen Archives, Dokumente 70672448-70672463.

[8] Arolsen Archives, Dokumente 70672472-70672488.

[9] Arolsen Archives, Dokumente 70672517-70672534.

[10] Arolsen Archives, Dokumente 70672422-70672440.