III. Schleswig-Holstein im Vergleich zum Deutschen Reich

Im Deutschen Reich und in Schlewig-Holstein arbeiteten in den Wirtschaftszweigen Nr. 1, 17 und 58 die meisten Beschäftigten. Reichsweit folgten die Wzw. 41-43, 39 sowie 49, 50, 52. Während in Schleswig-Holstein die Wehrmacht und der Reichsarbeitsdienst (Nr. 51) bereits an vierter Stelle rangierten, nahm dieser Zweig national nur die achte Position in der Beschäftigungsskala ein. Dafür waren in Schleswig-Holstein im Bereich 49, 50, 52 weniger Mitarbeiter als im Deutschen Reich vertreten. Ansonsten treten in den größeren Wirtschaftszweigen keine nennenswerten Beschäftigungsunterschiede auf.

Weitere Differenzen ergeben sich bei einer Betrachtung des prozentualen Anteils aller Arbeitnehmer einzelner Wirtschaftszweige an der Gesamtzahl aller Beschäftigten im Deutschen Reich bzw. in Schleswig-Holstein. Mit mehr als 4 Prozent sind auf der Reichsebene die Wirtschaftszweige 1 (15,7 %), 17 (11,5 %), 41-43 (6,4 %), 58 (5,1 %), 39 (5,0%), 13-16 (4,9 %), 49, 50, 52 (4,8 %) und 3-6 (4,6 %) vertreten. Der Vergleich für Schleswig-Holstein ergibt in der Rangfolge der stärksten Wirtschaftsbereiche folgendes Bild.

Im Vergleich zur Reichsebene existierten in der Provinz Schleswig-Holstein insgesamt neun Bereiche, in denen es einen höheren Beschäftigungsanteil als im Reich gab. Die stärksten positiven Abweichungen ergaben sich für die Bereiche 17, 1, 51 und 58, die stärksten negativen Abweichungen für 3-6, 11-12, 21 und 18.

Tabelle 3: Stärke der Wirtschaftszweige im Vergleich

Wirtschaftszweig Nr. Schleswig-Holstein Deutsches Reich
1 20,5% 15,7%
17 17,9% 11,5%
58 7,9% 5,1%
51 7,7% 3,7%
41 - 43 6,4% 6,4%
39 5,4% 5,0%
13 - 16 4,7% 4,9%
49,50, 52 4,%1 4,8%
30 -35 4,0% 3,3%

Aus Tabelle 3 geht hervor, dass in Schleswig-Holstein nicht nur die Landwirtschaft (20,5 %), sondern auch der Wirtschaftszweig 17 (u.a. Schiffbau, Stahl- und Eisenbau) mit 17,9 % große Bedeutung gehabt hat. Diese besondere Situation gilt aber nicht entsprechend für die Beschäftigungsverhältnisse der Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen in Schleswig-Holstein. Die 21.846 Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen im Wirtschaftszweig 17 (siehe Tabelle 2) stellten 1944 bei insgesamt 163.020 beschäftigten Ausländern einen Anteil von 13,4 % dar. Im Wirtschaftszweig 17 arbeiteten zum selben Zeitpunkt aber 17,9 % aller Beschäftigten in Schleswig-Holstein. D.h. die Ausländer waren in diesem Wirtschaftszweig unterrepräsentiert. Anders sieht es bei entsprechenden Vergleichen für die Wirtschaftszweige 1 (+22,8 Prozentpunkte), 13-16 (+3,3), 20 (+2,2), 39 (+1,6) und 45 (+0,3) aus. Hier waren die Ausländer prozentual teilweise deutlich stärker vertreten. D.h. der Anteil der Ausländer in diesen Wirtschaftszweigen war 1944 höher als der Anteil der Beschäftigten in diesen Wirtschaftszweigen an allen Beschäftigten in Schleswig-Holstein.

[Zwangsarbeit auf Gut Kaden: Ein Beispiel für den Wirtschaftszweig 1]

In der folgenden Tabelle wird dargestellt, wie sich das Verhältnis der Ausländer einschließlich der Kriegsgefangenen zu allen Beschäftigten der einzelnen Wirtschaftszweige in Schleswig-Holstein im Vergleich mit der Reichsebene gestaltete. Es waren z.B. von allen Arbeitnehmern im Wirtschaftszweig 17 reichsweit 31,4 % Ausländer, während die Vergleichsgröße für Schleswig-Holstein mit 21,9 % einen unterproportionalen Anteil von -9,5 Prozentpunkten ergibt (siehe Tabelle 2, Nr. 17: 21.846 Ausländer bei 99.871 Beschäftigten).

Tabelle 4: Ausländeranteil in den laut Arbeitseinsatz definierten Wirtschaftszweigen in Schleswig-Holstein

In Schleswig-Holstein betrug der Ausländeranteil an allen Beschäftigten 29,3 %, während auf der Reichsebene 25,4 % aller Beschäftigten Ausländer waren. Dies ergibt für Schleswig-Holstein einen höheren Beschäftigunganteil von 3,9 Prozentpunkten im Vergleich zum Reich.

In den meisten Wirtschaftszweigen ist in Bezug auf die Beschäftigung von Ausländern im Jahre 1944 für Schleswig-Holstein im Vergleich zum Deutschen Reich ein größerer Anteil festzustellen. Lediglich in sieben Bereichen ergab sich eine negative Abweichung. Eine herausragende Bedeutung besitzt in dieser Hinsicht die Chemische Industrie in Schleswig-Holstein mit + 26,7 Prozentpunkten.