Das Lager in Wattenbek 1941

Im Frühjahr des Jahres 1941 hatte die DWK Kontakt zum Bürgermeister und Gastwirt Johannes Stoltenberg in Brügge aufgenommen. Dieser signalisierte die Bereitschaft des Landwirts Gustav Sander, eine Koppel zur Errichtung eines Barackenlagers zu verpachten. Dabei erwies sich der zuerst geplante Standort in Brügge als zu klein. Die Baracken mussten aufgrund der jüngsten Erfahrungen in Kiel u.a. weiter auseinander gebaut werden, d.h. der baupolizeilich vorgegebene Sicherheitsabstand war vergrößert worden. Gustav Sander offerierte der DWK deshalb das Endstück seiner langgezogenen Hauskoppel, das allerdings bereits auf Wattenbeker Gebiet lag.[1] Auf diese Weise wurde aus dem einstmals geplanten "Brügger Lager" das "Lager Wattenbek".

Der Landrat Peters in Rendsburg wurde auch um eine Stellungnahme gebeten. Er schrieb dem Regierungspräsidenten am 23.Juli: "Hinsichtlich des Wohnlagers in Wattenbek ist nichts mehr zu klären." Die Bauarbeiten auf dem 1,6 ha großen Gelände begannen und wurden offensichtlich von der Schrobdorffschen Bauverwaltungsgesellschaft in Berlin betreut. Darauf lassen jedenfalls Eintragungen im Melderegister der Gemeinde Wattenbek für das Jahr 1941 schließen: Es werden 15 Handwerker dieser Firma genannt, die für mehrere Wochen im Gasthaus von Friedrich Lüthje untergekommen waren. Diese "im Barackenbau tätigen" Fachleute sorgten für die Errichtung von elf Wohnbaracken und je einer Wirtschafts-, Sanitäts-, Pförtner- und Waschbaracke. Außerdem gab es zwei Aborte, einen Kohle- und Geräteschuppen, zwei Splitterschutzgräben, einen Feuerlöschteich und einen Luftschutzbeobachtungsturm. Letzterer konnte aber auch als Wachturm mit Schießscharten benutzt werden. Das gesamte Lagergelände war mit einem Stacheldrahtzaun umgeben.

Im November des Jahres 1941 sind die ersten 150 Spanier in die elf Wohnbaracken eingezogen.[2] Sie waren aufgrund eines staatlichen Arbeitsabkommens zwischen dem Deutschen Reich und Spanien als Rüstungsarbeiter nach Deutschland gekommen.[3] Es kann davon ausgegangen werden, dass in jeder Wohnbaracke annähernd 50 Arbeiter untergebracht werden konnten: Jede Wohnbaracke bestand aus drei Zimmern mit je acht oder neun doppelstöckigen Betten. Somit ergibt sich für das DWK-Lager in Wattenbek eine Belegungskapazität von 550 Personen. Die Leitung des Lagers hatte Wilhelm Froböse aus Rendsburg übernommen. Nachweislich haben sich in den folgenden Jahren Staatsangehörige aus Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen und der Sowjetunion im Lager Wattenbek aufgehalten. Es handelte sich in den meisten Fällen um (zivile) Zwangsarbeiter. Inwieweit das Lager auch zur Internierung von kriegsgefangenen Soldaten genutzt wurde, ist zurzeit noch unklar.

[Fotos Lager Wattenbek: Jesionek mit Stacheldraht, Luftbildaufnahme]

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[1] Das Gelände befand sich auf der östlichen Seite der heutigen Schulstraße in Wattenbek. Seit 1978 befinden sich dort die Straßen Birkenweg, Buchenweg und Saalskamp mit zahlreichen Wohnhäusern.

[2] Diese Angabe entstammt einem Schriftwechsel, den die DWK 1942 führen musste, um für die Kantine im Lager Wattenbek eine Schankkonzession zu erhalten (LAS Abt.320 ungeordnet, Bd.37, Nr.905). Auf diese Akte hat mich freundlicher Weise Hartmut Hildebrandt (Neumünster-Einfeld) aufmerksam gemacht.

[3] Vgl. dazu Klaus-Jörg Ruhl: Spanien im Zweiten Weltkrieg, Hamburg 1975, S.47 und Anmerkung 152 auf S.313. Demnach waren Anfang Dezember 1941 im zweiten Arbeitertransport 600 Bau- und Metallarbeiter aus Spanien nach Deutschland und wohl auch nach Schleswig-Holstein gekommen.