Das Lager in Boksee 1942

Über das Lager in Boksee berichtete die DWK im September 1942 dem Landrat des Kreises Plön, dass es "sich zur Zeit in der Fertigstellung" befand und "ab 1.Oktober bezogen werden" sollte. Neben dem Lagerpersonal war an die Unterbringung von rund 500 ausländischen Arbeitern gedacht worden. Genau wie in Wattenbek und in Flintbek gab es u.a. elf Wohnbaracken und eine Wirtschaftsbaracke, in der sich auch eine Kantine befand. In der Kantine durfte der Ausschank von Flaschenbier und alkoholfreien Getränken "nur an die im Wohnlager Boksee untergebrachten [ausländischen] Gefolgschaftsmitglieder erfolgen". Der Landrat hatte dies dem Regierungspräsidenten im Januar 1943 für die Genehmigung einer entsprechenden Schankkonzession zugesagt. Er verfolgte damit aber auch einen bestimmten Zweck: "Es ist erwünscht, die Ausländer soviel wie möglich von den deutschen Volksgenossen fern zu halten."[1] Das Lager befand sich in unmittelbarer Nähe des Bokseer Bahnhofs auf der westlichen Seite der (heute nicht mehr vorhandenen) Bahnlinie Segeberg-Kiel.

Im Juli 2002 konnte der Verfasser ein Gespräch mit einer Zeitzeugin führen. Es handelte sich um die Tochter eines Bokseer Bauern, die in unmittelbarer Nähe des Lagers gewohnt hat. Sie war in der damaligen Zeit Schülerin und berichtete lebhaft davon, dass in den Baracken die auswärtigen Lehrlinge der DWK untergebracht gewesen seien. An Ausländer als Lagerbewohner konnte sie sich nicht mehr erinnern. Im Gegensatz dazu konnte sie aber mit Bestimmtheit einen Ortsbewohner benennen, der damals als Aufseher in dem Lager gearbeitet hatte.

[Grundriss Lager Boksee mit Seitenansicht der Wirtschaftsbaracke vom 2.9.1942, LAS Abt.320 Plön, Nr.3012]

Ob die DWK - wie geplant - auch in Klein Barkau und in Wankendorf derartige Wohnlager errichten ließ, erscheint zweifelhaft. Jedenfalls gibt es derzeit noch keinerlei Hinweise darauf. Dafür intensivierte die Kieler Werft ihre Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für ausländische Arbeitskräfte am südöstlichen Stadtrand, und zwar in Raisdorf und Rastorf an drei verschiedenen Standorten.

HOME


[1] LAS Abt.320 Plön, Nr.3012; Auf die Bedeutung von "Schankkonzessionen als besondere Quellengruppe zur Erforschung der Zwangsarbeit (1939-1945)" hat der Verfasser erst vor kurzem hingewiesen, in: ISHZ, Heft 37 (2000), S.100 ff.