„Ich durfte [in Garding] entscheiden, was gegessen wird!“

Bald darauf wurde ich für – wiederum so etwa drei Monate – zu Kurt Voigt nach Garding geschickt. Seine Familie hatte ebenfalls sieben Kinder und hier musste ich im Haushalt sowie im dazugehörigen Lebensmittelgeschäft helfen. Das war eine sehr, sehr gute Familie. Ich durfte am gleichen Tisch essen – und manchmal sogar entscheiden, was ICH gerne essen wollte.

[K. Frankowska und Enkelin Agnieszka vor dem Haus des früheren Lebensmitteleinzelhändlers Kurt Voigt in Garding.]

Hier ging es mir relativ gut, denn die Familie behandelte mich wie einen Menschen. Ich freute mich, bis jetzt überlebt zu haben. Ich hatte inzwischen gelernt und wusste, dass Weinen auch nicht hilft, trotzdem musste ich es oft. Es half mir unsagbar, wenn mich dann die Voigt’schen Kinder, die dies sahen, einfach in den Arm nahmen und mich zu trösten versuchten. Was mich aber wirklich am Leben hielt, war die Hoffnung – dass es meiner Familie einigermaßen gut geht, dass sie überlebt, dass der Krieg irgendwann einmal zu Ende ist und ich wieder zu meiner Familie nach Hause kann.

Als Herr Voigt zur Wehrmacht eingezogen wurde, musste seine Frau das Geschäft aufgeben, und ich wurde erneut woanders hinbefohlen, und zwar in das Hotel von Johann Methmann in Tönning. Das Hotel hatte 18 Zimmer und es gab auch ein Restaurant. Hier blieb ich nun etwa zwei Jahre.